Ein Elektrolyseur ist geplant
Auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Moorburg soll Wasserstoff produziert werden.
© Luxcara

Ein Elektrolyseur ist geplant

Mit der Produktion von Wasserstoff in Moorburg soll Hamburg zu einem der führenden Wasserstoffstandorte in Deutschland und Europa werden.

Auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks in Moorburg soll ein 100 MW-Elektrolyseur entstehen. Das Konsortium des Hamburg Green Hydrogen Hub hat sich kürzlich neu aufgestellt und zudem den EU-Förderantrag eingereicht.

Bereits im Koalitionsvertrag hatten sich SPD Hamburg und die GRÜNE Fraktion Hamburg im Juni 2020 darauf verständigt, die Machbarkeit von Sektorenkopplung und den Aufbau einer Wasserstofferzeugung am Standort Moorburg zu prüfen und zu fördern. Im April 2021 unterzeichneten dann Mitsubishi Heavy Industries, Shell, Vattenfall und die Hamburger Energiewerke (HEnW) eine Absichtserklärung über einen dort aufzubauenden 100 MW-Elektrolyseur.

Die erste Bestätigung für die vier Partner kam Ende Mai 2021, als das Wasserstoffprojekt Hamburg Green Hydrogen Hub (HGHH) als eines von 62 Projekten auf eine Shortlist des Bundeswirtschaftsministeriums für eine Förderung im Rahmen des EUProgramms „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI) kam.

Im März vergangenen Jahres wurde dann eine unter Federführung der Behörde für Wirtschaft und Innovation und in enger Zusammenarbeit mit der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft vergebene Machbarkeitsstudie abgeschlossen. Das Ergebnis: Eine Elektrolyse zur Produktion von grünem Wasserstoff am Standort Moorburg mit einer Kapazität von bis zu 500 Megawatt sei wirtschaftlich und technisch umsetzbar. Teile der bestehenden Kraftwerksinfrastruktur bieten hervorragende Voraussetzungen zur Realisierung eines Elektrolyseurs. Dieser könne auch parallel zu einem teilweisen Kraftwerksrückbau aufgebaut und anschließend erweitert werden. Zudem wurde die im Rahmen des IPEICFörderverfahrens mögliche Zeitschiene mit Inbetriebnahme der Anlage bis 2026 als realistisch eingeschätzt.

Ein Elektrolyseur ist geplant
© Hamburg Green Hydrogen Hub

Rückzug von Shell führt zu Neuaufstellung des Konsortiums

Im Februar 2023 entschied sich Shell dann dazu, den HGHH zu verlassen. Das liegt jedoch nicht am Wasserstoffgeschäft, das für den Energiekonzern mit dem Bau von Elektrolyseuren für grünen Wasserstoff im Shell Energy and Chemicals Park Rheinland (Refhyne I, Wesseling) und in Zhangjiakou (M4, China) nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch weiterhin eine Schlüsselrolle spielt. So realisiert das Unternehmen derzeit mit „Hydrogen 1“ in Rotterdam den mit 200 MW Leistung größten Elektrolyseur Europas und arbeitet gleichzeitig an mehreren Projekten in früheren Stadien rund um den Globus. Einer Sprecherin zufolge wurde das Wasserstoffprojekt in Moorburg jedoch nicht gecancelt, um den Elektrolyseur in Rotterdam zu realisieren. Bei jeder Projektentwicklung würden – so auch in Hamburg – mit großem Aufwand alle Anforderungen im Detail geprüft, bevor Entscheidungen getroffen werden, von technischen Aspekten, Sicherheit und Vorschriften über die Unterstützung von Interessengruppen bis hin zu finanziellen Aspekten.

Mit den in den vergangenen zwei Jahren gewonnenen Erkenntnissen und dem Abgleich mit vergleichbaren Aspekten anderer Shell-Wasserstoffprojekte sei der Konzern jedoch zu dem Schluss gekommen, aus dem Hamburg Green Hydrogen Hub in Moorburg auszusteigen und sich in der Folge aus dem HGHH-Konsortium zurückzuziehen, um Kapazitäten für andere Shell-Wasserstoffprojekte frei zu machen. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und sind uns bewusst, dass es ein enttäuschender Moment für die HGHH und Hamburg ist“, sagt eine Sprecherin des Unternehmens. „Nichtsdestotrotz halten wir Hamburg weiterhin für einen exzellenten Standort für einen Wasserstoff-Hub, der auch in Zukunft ein wichtiges Element in unseren strategischen Überlegungen und Planungen für die Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft sein wird.“

Entscheidung über IPEIC-Förderantrag bis Jahresende erwartet

Mit der Einreichung des IPEIC-Förderantrags bei der Bundesregierung, für den der Abschluss des Notifizierungsprozesses bis Ende dieses Jahres erwartet wird, änderte sich im September erneut die Aufstellung des Unternehmenskonsortiums für den Hamburg Green Hydrogen Hub: Er besteht seitdem aus den HEnW und Luxcara.

Das Hamburger Unternehmen Luxcara übernimmt – vorbehaltlich der Zustimmung des Bundeskartellamts – die Anteile von Shell und Mitsubishi und hält 74,9 Prozent. Mitsubishi habe jedoch angeboten, dem HGHH als Projektpartner erhalten zu bleiben, und sei lediglich auf Eigenkapitalseite aus dem Konsortium ausgestiegen, heißt es.

Die HEnW hatten im März dieses Jahres das ehemalige Unternehmen Vattenfall Heizkraftwerk Moorburg gekauft und die Gesellschaft mit den Mitarbeitern, Gebäuden und verbliebenen Komponenten sowie dem zugehörigen Grundstück an der Moorburger Schanze erworben. Mit Luxcara ist ein Partner in das Konsortium eingestiegen, der über viel Expertise mit komplexen nachhaltigen Energieinfrastrukturprojekten verfügt: „Seit 2014 baut Luxcara erneuerbare Energien-Projekte, die ohne Einspeisevergütung profitabel sind“, berichtet Managing Partner Alexandra von Bernstorff. „Wir sind daher heute einer der größten unabhängigen Grünstromproduzenten Europas.“ Ein Beispiel dafür sei der Bau des mit 750 MW größten europäischen Onshore-Windparks „Önusberget“ in Schweden, der im Juni 2023 den vollen Betrieb aufgenommen hat.

Nicht subventionierter Grünstrom werde benötigt, um grünen Wasserstoff zu produzieren. „Aus diesem Grund bekommen wir seit circa zwei Jahren viele der europäischen Wasserstoffprojekte angeboten und haben einen tiefen Einblick in den Markt.“

Als eines der ersten Unternehmen habe Luxcara bei erneuerbaren Energien auf langfristige spezielle Stromlieferverträge gesetzt. Dadurch habe das Unternehmen Marktstandards etablieren und Power Purchase Agreements (PPAs) bankenfähig machen können. „Einerseits sichern diese langfristigen Abnahme- beziehungsweise Lieferverträge dem Grünstromproduzenten einen planbaren Umsatz zu, andererseits bieten sie dem Stromabnehmer nicht nur einen stabilen Strompreis, sondern gleichzeitig auch den Grünstromnachweis“, so von Berntorff.

Durch mehr als zehn Jahre Erfahrung am PPA-/Strom- Markt wisse man, worauf es bei Energie-Infrastruktur- Projekten ankommt. „In Moorburg wird grüner Wasserstoff erzeugt werden, welcher durch den delegierten Rechtsakt der Erneuerbaren-Energien-Richtline definiert ist“, erklärt von Bernstorff. „Demzufolge muss das HGHH-Projekt PPAs kontrahieren, die dem Stromerzeugungsprofil von erneuerbaren Energien folgen.“

Ein tiefes Verständnis von Grünstrom und PPAs sei somit essenziell, um grünen Wasserstoff zu produzieren. Von Luxcaras Expertise profitierten daher das Projekt und auch die Wasserstoffabnehmer. „Das Projekt HGHH ist aus unserer Sicht eines der besten Wasserstoffprojekte in Europa“, hebt von Bernstorff hervor. Der Standort Hamburg-Moorburg sei einzigartig: „Viel von der vorhandenen Infrastruktur kann weiterhin genutzt werden und die potenziellen Abnehmer sind direkte Nachbarn im Hafen, mit welchen das Projekt direkt über das Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netz verbunden ist.“ Das Team verfolge seit mehreren Monaten das Projekt und habe seit Langem Interesse am Einstieg; unabhängig von der Beteiligung von Shell und/oder Mitsubishi.

„Das Projekt HGHH
ist aus unserer Sicht
eines der besten Wasser-
stoffprojekte in Europa."

Alexandra von Bernstorff
Managing Partner bei Luxcara

„Luxcara hat sich aufgrund der umfangreichen Erfahrung mit nachhaltigen Energie-Infrastruktur- Projekten gegen andere Interessenten als Konsortialpartner durchgesetzt“, so von Bernstorff. Trotz des Wechsels im Konsortium laufe alles nach Plan: „Wir warten zurzeit auf die Bestätigung der IPCEIFörderung, damit wir die Bestellung des Elektrolyseurs auslösen können“, berichtet eine Sprecherin der Hamburger Energiewerke. „Alle vorbereitenden Arbeiten laufen wie geplant weiter, damit der Elektrolyseur 2026 die Produktion aufnehmen kann.“ Damit seien die notwendigen Schritte in die Wege geleitet, um den Wasserstoffhochlauf in Hamburg voranzubringen. Zudem laufen derzeit die Rückbauarbeiten auf dem Gelände, um im nächsten Schritt das Grundstück für den Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur vorzubereiten.

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